Montag, 5. August 2013

Eine dreistrahlige Regenbogenbrücke

verbindet in der nordischen Mythologie Himmel und Erde. Über diese Brücke namens Bifröst reiten die Götter zu ihrem täglichen Treffen beim Urdbrunnen, der Quelle des Schicksals.
In einem alten nordischen Gedicht heißt es über diese Brücke: »Von Asgard aus schlugen sie (Anm.: die Götter) eine Brücke, auf dass ihnen Midgard nie entrücke, das Reich der ... Menschen, ...«
Die Götter schlugen also diese Brücke, dass ihnen die Menschenwelt nicht entrückt würde. Damit sie nicht abheben die Götter und das, was sich da hienieden abspielt, nicht aus den Augen verlieren.  Wenn - wie jetzt - nach einem reinigenden Gewitterregen die Sonne noch einmal in den frischen Abendhimmel leuchtet hat diese Regenbogenbrücke nichts von ihrem Zauber verloren. Ob sie den Göttern noch als Memo dient, wer weiß!? - Ganz sicher aber reißt ihr Anblick immer noch eine Tür auf, damit auch umgekehrt wir Menschen die andere Welt nicht vergessen. Kurz: Um aus den vertrackten Winkeln des Alltäglichen in ein zwei Atemzügen zum Wesentlichen zu kommen. - Vielleicht heißt es auch deshalb, dass unter den Enden eines Regenbogens ein Topf Gold zu finden ist. Na dann: Glück auf!

Freitag, 2. August 2013

Vom Watzmann

gibt es einige Sagen. Das beginnt schon mit der Entstehungsgeschichte dieses mächtigen Berges: Die bekannteste Überlieferung dazu ist auch in der Sammlung »Salzburger Volkssagen«, die Rudolf Freisauff von Neudegg 1880 veröffentlichte, zu lesen. Und irgendwie fragt man sich: Was inspiriert Menschen in einer so imposanten Landschaft zu einer so wahnsinnigen Geschichte inspirieren. Welcher Genius Loci will hier erlöst werden? - Aber zuerst zur Sage. Darin heißt es:

»König Watzmann hatte schon an der Mutterbrust Blut gesogen, daher kam seine unbändige Wildheit und Grausamkeit. Liebe war ihm fremd geblieben. Mitleid hatte er nie gekannt; sein einziges Vergnügen war die Jagd, da konnte er so ganz seiner wilden Lust fröhnen. ... Was kümmerte das ihn, ob dabei das eine oder andere Menschenleben zu Grunde ging, - er achtete es gering« ... »An einem Herbsttage war‘s. Ein Hirtenweib saß, ihr schlummerndes Kindlein in Mutterfreude betrachtend vor der kleinen Hütte, welche ihr bescheidenes Heim bildete; neben ihr lag der treue Hund, und in der Hütte ruhte ihr Mann, der Hirte.

Jetzt unterbrach der tosende Jagdlärm den Naturfrieden dieser Waldeinsamkeit; der Hund der Hirtin sprang bellend auf, da warf sich des Königs Meute alsobald auf ihn, und einer der Rüden biß ihm die Kehle ab, während ein anderer seine scharfen Zähne in den Leib des Kindleins schlug und ein dritter die schreckensstarre Mutter zu Boden riß. Der König kam indes nahe heran, sah das Unheil und stand und lachte.
Plötzlich sprang der vom Gebell der Hunde, dem Geschrei des Weibes erweckte Hirte aus der Hüttentüre und erschlug einen der Rüden, welcher des grausamen Königs Lieblingstier war.
Darüber wütend, fährt der König auf und hetzt mit teuflischem Hussa Knechte und Hunde auf den Hirten, der sein ohnmächtiges Weib erhoben und an seine Brust gezogen hat und verzweiflungsvoll erst auf sein zerfleischtes Kind am Boden und dann gen Himmel blickt. Bald sanken beide zerrissen von den Untieren zu dem Kinde nieder. Ehe sein Auge brach sandte der Hirte noch einen fürchterlichen Fluch zum Himmel empor ...
Frohlockend übersah der König sein grauses Werk; mit ihm freuten sich sein Weib und seine Kinder des entsetzlichen Verbrechens.

Da ließ sich ein dumpfes Brausen hören, ein Donnern in Höhen und Tiefen, aus den Bergesklüften erklang ein wildes Geheule und der Geist der Rache und der Vergeltung fuhr in des Königs Hunde. Sie fielen ihn nun selbst, die Königin und die sieben Kinder an, würgten sie alle nieder, daß deren Blut zu Thale rann, und stürzten sich dann vom Berg herab in die Abgründe.
Aber die Leiber des Königs und der Seinen wuchsen zu riesigen Bergen heran; so steht König Watzmann, eisumstarrt, ein marmorgleicher Riese, neben ihm sein Weib und um Beide sieben Zinken - ihre Kinder; in der Tiefe aber, hart am Fuße des Berges liegen, zwei Seen, in die sich damals das Blut des grausamen Herrscherpaares ergossen. Der größere derselben heißt heute der Königssee, die Alpe aber, von welcher sich die Hunde in die Tiefe gestürzt, der Hundstod. So erntete König Watzmann und all die Seinen für ihre Unthaten den gerechten Lohn.
Vom König Watzmann lebt im Volke weiters noch die Sage, daß sich auf seiner höchsten Spitze aus der Sintfluth ein Menschenpaar gerettet habe; auch will man Trümmer der Arche Noah‘s darauf entdeckt haben.«

Was für eine entsetzliche Überlieferung! - Wenn schon der König als Unhold, der jenseits aller Menschlichkeit wütet dargestellt wird, so ist umso befremdender, dass auch Frau und Kinder das grausame Spiel mitmachen. Erstaunlich welche Horrortrips der Volksmund mitunter ausbrütet. ...
Eine nicht gar so furchtbare Fassung ist übrigens in der sagen~haften Stunde im ORF, in Radio Oberösterreich am 3. August, und in Radio Salzburg am 8. August 2013 zu hören. Nachzulesen zu die Sagen vom Watzmann auch unter www.sagen.at
Das Bild vom Watzmann stammt aus Wikipedia. Wen jemand ein stimmiges zur Verfügung stellt ist das herzlich willkommen.